Trigger.TV – Mord und Diebstahl auf YouTube

Vor ungefähr einem Jahr starteten in Deutschland die Original Channels auf YouTube. Diese Kanäle werden von YouTube bzw. Google finanziert und sollen dank ihrer Spezifizierung auf ein bestimmtes Thema dem Fernsehen Konkurrenz machen, in dem die Themenkanäle Marktlücken ausnutzen. Außerdem hat es Google aufgrund der bestimmten Themen auf einem Kanal leichter, Werbung einer Zielgruppe zuzuordnen.

Was machen die Kanäle eigentlich so? Klar, es sind Themen vorhanden, mit denen man rechnet: Comedy, Motorsport, Gesudheit und Fitness… Doch ein paar Kanäle haben besondere Aurmerksamkeit verdient. Einen von ihnen will ich heute vorstellen: Trigger.TV.

Bei Trigger gibt es innerhalb des Kanals verschiedene Formate:

  • Die „Trigger Serial Killers“ sind im stimmungsvollen Schwarz-Weiß animierte (oder besser gesagt bebilderte) Geschichten über Serienmörder.
  • Die „Trigger Coups“ orientieren sich an den „Serial Killers“, wobei hier eben nicht nicht Mörder, sondern andere Kriminelle vorgestellt werden – etwa berühmte Betrüger oder Diebe. Auch der Zeichenstil ist hier bunt und allgemein etwas „lustiger“ als beim Vorbild.
  • Der „Crime Stammtisch“ ist eine lockere, (fast) nicht geschnittene Gesprächsrunde zwischen Marie Meimberg (Redaktionsleitung Trigger.TV), Robert (von DVDKritik) und David (von GIGA). Die Videos dauern jeweils ca. eine halbe Stunde. Die drei Gesprächsteilnehmer diskutieren bei Bier und Wein über mehr oder weniger aktuelle Themen aus den Bereichen Recht. Die letzten Themen etwa waren: Religionsfreiheit, „Homosexuellen Propaganda“ – Gesetz in Russland, Legalisierung aller Drogen.
  • Doktor Allwissends ABC der Kriminalität„: der bekannte YouTuber Doktor Allwissend stellt jeden Dienstag einen neuen Begriff vor und erläutert ihn in seiner gewohnten Manier. Doktor Allwissend ist übrigens das einzige Trigger-Format, das tatsächlich regelmäßig erscheint. Alle anderen Formate wurden keinen festen Wochentagen zugeordnet (und erscheinen auch nicht jede Woche).
  • Vetter’s Law“ ist ein Format, in dem Rechtsfragen der User von Udo Vetter (www.lawblog.de) beantwortet werden.
  • Die „True Crime Stories“ sind Dokumentationen, die zwischen 20 und 40 Minuten dauern. Themen sind hier (bis auf das allgemeine Thema Kriminalität) sehr weit gefächert – von Europas größtem Zigarettenschmuggelring bis zu persönlichen Geschichten von Ex-Drogenabhängigen ist vieles dabei.
  • Der „Trigger Crime Report“ mit Daaruum widmet sich immer einem bestimmten Thema, über das recht ausführlich berichtet wird – die Videos dauern oft bis zu 20 Minuten.
  • Trigger Inside“ sind Videos, in denen Marie Meimberg „persönlichere“ Themen und Meinungen vorstellt. Auch Gewinnspiele gehören in diese Kategorie.
  • Eine tote Kategorie, die seit Januar 2013 kein neues Video mehr bekommen hat, sind die „Wise Crimes„. Dort wurden kleinere Vergehen die „Schwarzfahren“ oder „Wildpinkeln“ behandelt. Anzumerken sind hier die Kooperation mit YouTube Manniac und der grottenschlechte MS-Paint Zeichenstil, der die eben erwähnte Kooperation ad absurdum führt (Manniac ist vor allem für seine Animationskunst bekannt).
  • Die letzte Kategorie, der „Confessionautomat„, besitzt komischerweise keine Playlist auf der Kanalseite. Hier geht es um „intime Beichten“ mehr oder weniger bekannter Menschen, etwa YouTubern oder Schauspielern. Diese gestehen in diesem Format ihre kriminellen Taten, die sie z.B. während ihrer Jugend begangen haben.

Meine Meinung:
Es gibt ein paar Faktoren, die mich anspornen, Trigger.TV zu abonnieren. Zum einen finde ich die Thematik tatsächlich sehr interessant. Ich habe immer schon Krimis geliebt und fand Recht und Jura interessant. Bei Trigger habe ich aber auch das Gefühl, dass jedes Video qualitativ hochwertig ist (vielleicht abgesehen von manchen Trigger Inside-Folgen). Und das gilt vor allem für den Inhalt, nicht nur die Aufmachung. Die Serial Killers und Coups sind erstklassig gezeichnet und gesprochen. Der Stammtisch ist trotz der Länge selbst bei subjektiv gesehen „langweiligeren“ Themen eigentlich immer interessant und sehenswert (wenn man mit reinen Talk-Formate klar kommt).
Doktor Allwissend fällt zwar etwas aus den Rahmen, weil er eigentlich nichts Anderes macht als eben die Videos, die er auch sonst auf seinem Kanal macht – das macht seine Rubrik aber nicht etwa schlecht. Selbst Formate, die ich der Beschreibung nach eher als uninteressant abgetan habe (Vetter’s Law), entpuppen sich nach der Wiedergabe als wirklich interessant. So etwas wie „Füller“ findet man bei Trigger eigentlich so gut wie gar nicht.

Was macht Trigger besser als andere Original Channels?
Vor allem der Vergleich zwischen Trigger und dem Original Channel Survival Guide bietet sich prima an, weil beide Kanäle verschiedene Formate auf einem Channel mit dem großen Oberthema bündeln. Wo gibt es Unterschiede?

  • Eigene Charaktere/Outsourcing: Marie Meimberg, die die Stelle der Redaktionsleitung bei Trigger.tv innehat, moderiert den Stammtisch und nimmt aktiv an der Diskussion teil, spricht die „Coups“ und macht Trigger Inside. Hier wird also, anders als beim Survival Guide, eine Art Authentizität und Gemeinsamkeit geschaffen. Der Zuschauer kann davon ausgehen, dass der Mensch, der vor der Kamera zu sehen ist, auch tatsächlich der Verantwortliche für den Inhalt des Kanals ist. Dieser Aspekt ist vielen Menschen bei YouTube wichtig, weil Youtuber oft die Plattform möglichst authentisch halten wollen und Kommerz eher abstoßend finden. Da ist beim Survival Guide genau das Gegenteil der Fall – die Zuschauer halten den Channel teilweise sogar für einen Ideendieb oder eine Art Zweit- oder Ersatzkanal eines anderen YouTubers (vor allem zu sehen bei den Kommentaren zu den Lochi-Videos und Dr. Allwissend). Hier wäre es eventuell besser, eigene Leute zu finden und zu fördern, anstatt sich auf der Bekanntheit anderer YouTuber auszuruhen und einen Sammelkanal zu machen. Solche Erfolge kosten zwar mehr Zeit, sind dann aber auch von längerer Dauer. Schließlich sind ja auch fast alle heute bekannten YouTuber unbekannt gestartet und haben sich ihre Existenz erst langsam aufgebaut.
  • Festgelegtes Thema: beim Survival Guide merkt man immer noch oft, dass der Kanal auf Themensuche ist. Bei Trigger dreht sich alles um Recht/Kriminalität. Beim Survival Guide bin ich als Zuschauer nicht sicher, worum es gehen soll. Der Slogan „Life is chaos – Survival Guide“ ist zwar nett und catchy, verrät aber Nichts über Kanalinhalte. Was wichtig im Leben ist, was nicht, ist unheimlich subjektiv. Die Themen des Survival Guide haben eine zu weite Range, als das ein einziger Zuschauer alle Videos des Kanals tatsächlich mögen könnte. Dazu kommen noch ständige Experimente, die auch mal schiefgehen – nicht alle Videos werden positiv angenommen. Im Zusammenhang mit diesen Experimenten wäre es vielleicht sinnvoll darüber nachzudenken, ob die Videos immer pünktlich und regelmäßig abgeliefert werden müssen.

Insgesamt macht also Trigger alles richtig. Belohnt werden sie mit stark wachsenden Abonnentenwachstum. Weiter so, Trigger!

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