Wieso die Review gerade jetzt kommt? Ganz einfach: zum Erscheinen des Films in den Kinos gab es dieses Blog noch nicht; bald, und zwar am 13. September erscheint aber die DVD- und BluRay. Es macht also Sinn, die Review nachzureichen – vor allem wenn man bedenkt, was der Film ausgelöst hat. Über zwei Milliarden Dollar Einnahmen und Traumbewertungen sowohl von Kritikern als auch von Fans sind der Beweis, das ein Crossover von verschiedenen Filmen/Helden richtig gut funktionieren kann. (Vorsicht: das der Film nun nicht mehr taufrisch ist, enthält die Review Spoiler!)
Aber fangen wir doch von ganz vorn an: schon im ersten Iron-Man wurden hinweise auf die mögliche Zusammenkunft der Rächer gestreut, die sich in späteren Marvel-Filmen verdichtet haben. Der Name Stark fällt in praktisch jedem Marvel-Film, in Thor wurde Haweye vorgestellt und der Held kurz angesprochen etc. – man hat eben versucht, dem Zuschauer den Eindruck zu vermitteln, es handele sich um die selbe Welt, in der die Filme spielen. Das ist bisher nach meinem Kenntnisstand der erste solche Versuch, so eine Zusammenkunft von Filmfiguren zu konstruieren; ältere Crossover, etwa Aliens vs Predator wiesen bisher ja doch beträchtliche Logiklücken auf, weil die Filmuniversen einfach nicht zusammenpassten.
Hier ist jedoch alles anders, und das meine ich durchweg positiv. Die Avengers, die auf den ersten Blick total anders und auch irgendwie unpassend zueinander erscheinen (z.B. Vergleich Hulk mit dem Bogenschützen Hawkeye) bilden ein Team, in dem jeder eine einzigartige Stärke hat. Selbst die eigentlich unwichtigeren, „schwachen“ Helden wie eben Hawkeye und Black Widow, von denen ich eher wenig erwartet habe, kommen in dem Film super weg.
An vielen Szenen merkt man sofort, dass der Regisseur und Drehbuchautor Joss Whedon sich gut mit dem Stoff auskennt, denn die Figuren verhalten sich genau so, wie man sie aus den Comics kennt. Das gleiche gilt für den Hulk, mit dessen Filmen ich bisher nicht so wirklich viel anfangen konnte. Er benimmt sich hier erstmals wie im Comic, entwickelt eine Art „gerechten Zorn“ anstatt von blinder Wut, die keinen Sinn macht.
Ich würde auch sagen, dass Mark Ruffalo sogar besser in die Rolle passt als etwa sein Vorgänger Edward Norton – ich nehme Ruffalo den genervten Wissenschaftler eher ab.
Allerdings: wenn ich dem Autor eben zugestehen muss, dass er toll mit den Figuren hantiert, so muss ich andererseits auch sagen, dass der Plot doch relativ einfach gestrickt ist. Die Idee mit dem „übernehmen“ der Helden, sodass sie mir nichts, dir nichts die Seiten wechseln hat mit nicht so ganz gefallen (außer in der Szene, in der Loki versucht Tony Stark zu „übernehmen“), und auch die Lösung aus der mentalen Versklavung, die mit einem kräftigen Schlag auf den Kopf erfolgt, scheint mir eher zu einfach – das kennt man aus den
60′ jahren-Comics, da würde ich heutzutage mehr erwarten.
Auch die Tatsache, dass der Professor Selvig doch irgendwie das Bewusstsein behalten hat und einen rettenden „Plan B“ in die Portal-Maschine eingebaut hat, steht im Widerspruch dazu, dass der „gute“ Hawkeye eben sein Bewusstsein nicht schützen kann, und in der Konsequenz Dutzende Zivilisten tötet. Da müsste doch der Widerstandswille größer sein, würde ich meinen.
Dazu kommt die Atombombe, ohne die das Alienschiff niemals zerstört werden könnte… Und nach dessen Zerstörung die Feinde einfach umfallen wie Plastikspielzeug. In diesem Augenblick fühlte ich mich unangenehm an Star Wars Episode I erinnert. Das hätte man definitiv besser machen können.
Manche Comicleser sagen, dass die Geschichten oft nur so gut sind, wie gut der Schurke ist – je besser dieser geschrieben ist, desto interessanter entwickelt sich die Geschichte. In The Avengers ist das der aus „Thor“ bekannte Loki, der diesmal mit einer Armee die Erde (besser gesagt: New York) angreift. Und er macht das ganze wirklich sehr gut, ich kann mir kaum einen besseren Schurken dafür vorstellen. Dennoch: ich persönlich fand Loki in „Thor“ schon etwas charismatischer. In „Thor“ macht er alles, was er macht, nur um seinen (adoptiv-) Vater von sich zu überzeugen, und seine verzwickten und undurchschaubaren Pläne gehen ja fast auf. Ein tragischer Held, der gedacht hat, dass der Zweck die Mittel heiligt und eines Besseren belehrt wurde. Hier in The Avengers ist er letztendlich von Anfang an bis zum Schluss nur ein Handlanger. Er verfolgt praktisch überhaupt keine eigenen Ziele mit der Invasion, wenn man den Machtaspekt außen vorlässt. Und sein Plan? Zitat aus der IMDB:
Tony Stark: Yeah, takes us a while to get any traction, I’ll give you that
one. But let’s do a head count here: your brother the demi-god; a super
soldier, a living legend who kind of lives up to the legend; a man with
breath-taking anger management issues; a couple of master assassins, and
YOU, big fella, you’ve managed to piss off every single one of them.
Loki: That was the plan.
Da war ich auch ganz leicht enttäuscht… Loki, der allen Anderen in Schlauheit und in jeder Art von Betrug überlegen sein sollte, will einfach nur die Avengers „ärgern“, damit die Invasion leichter vonstattengeht. Naja.
Nichts desto trotz war der Film eine Bombe. Was mich besonders freut, ist dass er sich anfühlt wie aus einem Guss, ich hatte nie das gefühl eines „Bruchs“, als ob zwei oder mehr Filme zusammengeschnitten würden. Die Interaktionen zwischen den Helden sind perfekt inszeniert und geschrieben. Jeder von ihnen ist einzigartig und relevant für den Plot. Da verzeihe ich gerne auch die Logiklücken.
Meine Wertung: 9/10
Link zur IMDB: http://www.imdb.com/title/tt0848228/